Freitag, Mai 19, 2006

Pinhole-Fotografie –
Die andere Sicht der Dinge

Was macht den Reiz dieser ungewöhnlichen, antiquierten Art von Fotografie aus? Ist es so eine Art Gegenbewegung zum Digitalkameraboom? Slowfood für Fotografen? Der Überrraschungseffekt, was letztendlich dabei herauskommt? Das Staunen darüber, was man mittels eines simplen Lochs abbilden kann? Die kontemplative Art Bilder zu machen, die so gar nichts mit Hektik und Schnellschüssen zu tun hat?




Eine Frage des Formats

(K)eine Glaubensfrage? Kleinbild, Rollfilm, Planfilm? Ab 20 x 30 cm fängt es erst an interessant zu werden? Am besten im LKW oder Bauwagen auf Meterware belichten? Das hört sich so an wie die Diskussion zwischen analog oder digital fotografieren. Meine Meinung: es ist völlig egal. Ich habe schon viele überzeugende Pinhole-Bilder vom Kleinbildfilm gesehen und bin genauso fasziniert von großen Formaten. Schärfefanatiker kommen sowieso nicht auf ihre Kosten bei dieser Technik. Seltsamerweise, oder auch nicht, habe ich noch kaum Aufnahmen gesehen, die mit "gelochten"Digitalkameras gemacht wurden.


Kamerabau, Belichtung, Entwicklung

Nach den ersten gelungenen Versuchen mit der Pinhole-Fotografie fängt der kreative Bildspaß eigentlich erst richtig an. Man kann Kameras für seine Bildideen planen und ausführen z.B. Querformate für Panoramen oder Multihole-Bilder, kann plane, rechtwinklige oder zylindrische Filmhalter konstruieren, kann alles als "Kamera" zweckentfremden was man irgendwie lichtdicht bekommt und das Film oder Fotopapier aufnehmen kann, die Möglichkeiten sind nahezu grenzenlos.

Mit der Wahl des zu belichtenden Materials – Film oder Fotopapier, entscheidet man über die Länge der Belichtung. Bei Film und „kurzen Brennweiten“ ergeben sich Zeiten im Sekundenbereich, bei Papier auch schonmal Stunden. Somit ist für das Motiv natürlich das lichtempfindliche Material von entscheidender Bedeutung. Für Architektur und Landschaft kann man also durchaus Fotopapier einsetzen, aber welches Model sitzt mehrere Stunden für ein Porträt.

Schwarzweiß-Filme entwickle ich meist selbst, Farbmaterial gebe ich ins Labor. Aber bei der Weiterverarbeitung scheiden sich die Geister. Während die einen in der eigenen Dunkelkammer auf Barythpapier vergrößern oder umkopieren und ihre Prints sorgfältig von Hand ausarbeiten, gehöre ich eher zur anderen Fraktion, die ihre Negative scannt und dann in der digitalen Dunkelkammer (Photoshop/Gimp) verarbeitet. Wenn ich Prints brauche, habe ich die Wahl zwischen Tintendrucker oder Belichtungs-Service. Letzteres ist sogar meist günstiger. Es bleibt mir aber die Option des „Edeldrucks“ mit entsprechenden Pigment-Tinten auf hochwertiges Papier ... und mein Negativ habe ich ja auch noch, für alle Fälle...

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Hallo, Schärfefanatiker sollten unsere Lochkameras benutzen: kleinstes Negativformat 50x60 cm, größtes (in tragbarer, weil mit Balgen versehener Kamera) 100x120 cm. Die Schärfe im 50x60 cm-Format: einmalig. Trotzdem sind wir keine Schärfefanatiker: Unschärfe ist eine ganz besondere Qualität der Fotografie...!!!
www.camera-obscura.info

Lochkamera hat gesagt…

hallo, danke für euren Kommentar. Mit solch großen Formaten habe ich bisher nicht gearbeitet. Solche Fotos kann man auch nur in Ausstellungen vermitteln, da muss man schon dem Original gegenüber stehen... Interessante Seite habt ihr da!